Gicht
Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugung
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut entsteht. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen. Wenn die Harnsäure nicht ausreichend über die Nieren ausgeschieden werden kann, bildet sie Kristalle, die sich in den Gelenken ablagern und Entzündungen verursachen. Im Folgenden erfahren Sie mehr – von der Entstehung und den Risikofaktoren bis hin zur Behandlung und Vorbeugung von Gicht.
Wie entsteht Gicht?
Gicht entsteht, wenn der Harnsäurespiegel im Blut erhöht ist und die Nieren nicht in der Lage sind, die überschüssige Harnsäure ausreichend auszuscheiden. Die Harnsäure kristallisiert und lagert sich in den Gelenken ab, was zu schmerzhaften Entzündungen führt. Die Erkrankung tritt oft in Form von akuten Gichtanfällen auf, bei denen sich ein Gelenk plötzlich entzündet und starke Schmerzen verursacht. Am häufigsten betroffen ist das Grundgelenk des großen Zehs, aber auch andere Gelenke wie Knöchel, Knie oder Finger können betroffen sein. Die Entzündung wird durch winzige, nadelförmige Harnsäurekristalle ausgelöst, die sich im Gelenk ablagern. In der Regel klingt ein Gichtanfall innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ab.
Häufigkeit von Gicht
Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung in Industrieländern wie Deutschland. Schätzungen zufolge sind etwa 1 bis 2 % der Bevölkerung betroffen. Männer erkranken deutlich häufiger an Gicht als Frauen – etwa fünfmal so oft – und zudem in einem früheren Lebensalter. Während Männer häufig bereits ab dem 40. Lebensjahr betroffen sind, tritt Gicht bei Frauen in der Regel erst nach den Wechseljahren auf.
Risikofaktoren für Gicht
Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko einer Gichterkrankung erhöhen können. Eine purinreiche Ernährung, die viele Fleisch- und Fischsorten sowie Innereien beinhaltet, führt zu einer vermehrten Harnsäurebildung im Körper. Auch Alkohol, insbesondere Bier und Spirituosen, behindert den Abbau von Harnsäure und kann deren Spiegel im Blut erhöhen. Einige Medikamente, wie Diuretika (Entwässerungstabletten), beeinträchtigen die Harnsäureausscheidung und erhöhen somit das Gichtrisiko. Das metabolische Syndrom, das sich durch erhöhten Blutdruck, Insulinresistenz, Übergewicht und ungünstige Cholesterinwerte auszeichnet, ist ein häufiger Risikofaktor für erhöhte Harnsäurewerte.
Weitere Risikofaktoren sind genetische Prädisposition und Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Nierenprobleme. Auch bestimmte Erkrankungen wie Blutbildungsstörungen oder Krebs können zu einer vermehrten Harnsäureproduktion führen. Darüber hinaus spielt der Flüssigkeitshaushalt in den Gelenken eine Rolle: In Gelenken mit wenig Flüssigkeit bilden sich Harnsäurekristalle eher, und auch der pH-Wert der Gelenkflüssigkeit hat einen Einfluss.
Symptome einer Gichterkrankung
Die Symptome eines Gichtanfalls sind meist sehr charakteristisch und treten häufig plötzlich sowie vorzugsweise nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Der plötzliche und starke Schmerz im betroffenen Gelenk ist das Hauptsymptom eines Gichtanfalls. Das betroffene Gelenk ist geschwollen, rot und warm, und aufgrund der Schmerzen und Schwellung oft nur eingeschränkt beweglich.
Häufig wird das betroffene Gelenk so empfindlich, dass bereits der Druck der Bettdecke unerträglich ist. Beim ersten Gichtanfall ist oft nur ein Gelenk betroffen, meist das Grundgelenk des großen Zehs. Andere Gelenke wie Knie, Ellbogen, Hand- und Fingergelenke können ebenfalls betroffen sein. Bei einer chronischen Gicht sind die Gelenke dauerhaft leicht entzündet, können sich verformen und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sein.
Neben den akuten Symptomen kann es bei fortschreitender Gicht zur Bildung sogenannter Gichtknoten (Tophi) kommen. Diese bestehen aus Harnsäurekristallen, die sich in den Gelenken, Knochen oder unter der Haut ablagern. Gichtknoten können schmerzlos sein, aber im Verlauf Entzündungen verursachen und die Gelenkbeweglichkeit beeinträchtigen. Auch Nierensteine können als Folge einer erhöhten Harnsäurekonzentration auftreten, da sich die Harnsäurekristalle in den Nieren ablagern.
Behandlung von Gicht
Die Behandlung von Gicht zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu hemmen und den Harnsäurespiegel im Blut zu senken. Bei einem akuten Gichtanfall werden entzündungshemmende Medikamente (wie NSAR, z. B. Ibuprofen) eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Colchicin kann ebenfalls verwendet werden, um die Entzündung zu reduzieren. Um zukünftige Anfälle zu verhindern, kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein.
Zudem spielt die Ernährung eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von Gicht. Betroffene sollten den Konsum von purinreichen Lebensmitteln und Alkohol reduzieren, für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen und ein gesundes Körpergewicht anstreben.
Langfristig zielt die Behandlung der Gicht darauf ab, den Harnsäurespiegel im Blut dauerhaft zu senken und somit Gichtanfällen vorzubeugen. Hierfür werden harnsäuresenkende Medikamente wie Allopurinol oder Febuxostat eingesetzt, die entweder die Produktion von Harnsäure verringern oder deren Ausscheidung fördern. In manchen Fällen kann auch Probenecid verwendet werden, um die Harnsäureausscheidung über die Nieren zu erhöhen. Diese Medikamente müssen meist lebenslang eingenommen werden, um den Harnsäurespiegel stabil zu halten und Komplikationen wie Gichtknoten zu verhindern.
Ernährungstipps bei Gicht
Eine angepasste Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und Vorbeugung von Gicht. Durch eine purinarme Kost kann der Harnsäurespiegel im Blut gesenkt und somit das Risiko für Gichtanfälle reduziert werden. Eiweißreiche Nahrungsmittel wie Fleisch, Wurst, Krustentiere und insbesondere Innereien sollten möglichst vermieden oder nur in geringen Mengen konsumiert werden, da sie viele Purine enthalten. Stattdessen sollten Gichtpatienten auf Milchprodukte, Obst und Gemüse zurückgreifen, die nur wenige oder gar keine Purine enthalten.
Eine purinarme Ernährung bedeutet, dass täglich nicht mehr als etwa 130 Milligramm Purine aufgenommen werden sollten, um die Harnsäurebildung im Körper gering zu halten. Ein hilfreiches Werkzeug hierfür ist der Purinrechner der Deutschen Gichtliga, der dabei unterstützt, purinarme Menüs zusammenzustellen.
Auch der Konsum von Alkohol sollte deutlich reduziert werden, insbesondere von Bier, das sowohl Purine enthält als auch die Ausscheidung von Harnsäure hemmt.
Zudem ist es ratsam, den Konsum von Fruchtzucker (Fruktose) einzuschränken, da Fruktose die Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigt. Dies betrifft insbesondere gesüßte Getränke wie Softdrinks und Fruchtsäfte. Ein moderater Obstkonsum bleibt jedoch empfehlenswert. Positiv auf den Harnsäurespiegel wirken sich hingegen Milchprodukte, Kaffee, Vitamin C und Kirschen aus, da sie die Harnsäureausscheidung fördern und das Risiko für Gicht senken können.
Maßnahmen zur Vorbeugung und Linderung der Symptome
Um das Risiko für Gicht zu senken oder die Symptome zu lindern, sind verschiedene Maßnahmen hilfreich. Wie oben bereits erwähnt, ist eine purinarme Ernährung der Schlüssel zur Reduktion des Harnsäurespiegels. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, die Harnsäurekonzentration zu senken und die Ausscheidung über die Nieren zu fördern. Ideal sind Wasser oder ungesüßte Tees.
Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, das Körpergewicht zu reduzieren und damit auch den Harnsäurespiegel zu senken. Übergewichtige Menschen sollten eine langsame und nachhaltige Gewichtsabnahme anstreben. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente sollte mit dem Arzt besprochen werden, um eventuelle Nebenwirkungen, die den Harnsäurespiegel beeinflussen, zu vermeiden. Stress kann entzündliche Prozesse im Körper fördern, weshalb Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation hilfreich sein können, um Stress abzubauen und somit das Risiko für Gichtanfälle zu reduzieren.
Fazit
Gicht ist eine schmerzhafte Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Harnsäure im Körper verursacht wird. Eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf Alkohol, ausreichend Flüssigkeitszufuhr sowie eine nachhaltige Gewichtsreduktion sind wesentliche Schritte, um das Risiko zu senken und die Symptome zu lindern. Eine rechtzeitige Behandlung und Lebensstiländerungen können Betroffenen helfen, ihre Lebensqualität trotz der Erkrankung zu verbessern. (vb)
Quellen
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Gicht (Stand: 12.01.2022); IQWiG
- Dr. Sarah F. Keller: Gicht; MSD Manual (Stand: November 2022); MSD
- Diagnostik und Therapie der Gicht; S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh) (PDF, Stand: August 2024); DGRh
- Mayo Clinic: Gout (Stand: 16.11.2022); Mayo Clinic
- Deutsche Gichtliga: Ernährungstipps bei Gicht (Abruf: 12.11.2024); Gichtliga
- Deutsche Gichtliga: Ysat Purinrechner (Abruf: 12.11.2024); Gichtliga
Über den Autor
Volker Blasek ist Diplom-Redakteur mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Medizin. Mit über 3000 veröffentlichten Beiträgen in verschiedenen Medien ist er ein erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. In seiner Freizeit widmet er sich gerne seinem Garten und liebt es, neue Reiseziele zu erkunden.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.