
Grippe, Erkältung oder grippaler Infekt:
Wo ist der Unterschied?
Wenn es um Infektionskrankheiten der oberen Atemwege geht, fallen oft die Begriffe „Grippe“, „Erkältung“ und „grippaler Infekt“. Besonders im Winter fragen sich viele Menschen: „Habe ich jetzt eine richtige Grippe oder nur eine Erkältung?“ Dabei kann die Unterscheidung gar nicht so leicht sein, weil sich die Symptome ähneln. Doch es gibt einige klare Hinweise und Unterschiede, die Ihnen dabei helfen können, die eigenen Beschwerden besser einzuschätzen. In diesem Artikel erläutern wir, welche Merkmale die Krankheitsbilder voneinander trennen, worauf Sie achten sollten und wie Sie Ihr Immunsystem im Alltag unterstützen können.
Erkältung: Kleiner Infekt mit lästigen Symptomen
Eine Erkältung wird meist durch verschiedene Viren ausgelöst, häufig Rhinoviren. Sie verläuft im Normalfall relativ mild. Typisch sind Schnupfen, Husten und ein Kratzen im Hals. Man fühlt sich abgeschlagen, fröstelt möglicherweise und hat manchmal leichtes Fieber. Allerdings dauert eine gewöhnliche Erkältung in der Regel nur wenige Tage bis maximal zwei Wochen. Zu den typischen Symptomen zählen:
- leichter bis mäßiger Schnupfen
- Husten, häufig erst trocken, dann produktiv
- Kratzen oder Schmerzen im Hals
- leichte Kopf- und Gliederschmerzen
- leichtes Fieber
- allgemeine Abgeschlagenheit
Eine Erkältung ist zwar unangenehm, verläuft aber meist unkompliziert und klingt von selbst wieder ab, wenn das Immunsystem gut arbeiten kann. Grundsätzlich gilt: Ausreichend Ruhe, viel Schlaf und Flüssigkeit, zum Beispiel durch Wasser oder ungesüßten Tee, unterstützen die Abwehrkräfte bei der Genesung.
Grippaler Infekt: Mehr als nur eine „leichte Erkältung“?
Im deutschen Sprachgebrauch wird „grippaler Infekt“ oft synonym zur Erkältung verwendet. Tatsächlich ist damit in vielen Fällen nichts anderes als eine leichte bis mittelschwere Erkältung gemeint. Manchmal bezeichnet man damit aber auch Virusinfektionen, die etwas heftiger als eine einfache Erkältung verlaufen, jedoch nicht den Schweregrad einer „echten“ Grippe erreichen. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Erkältung und können ebenfalls Husten, Schnupfen, Halsschmerzen sowie Kopf- und Gliederschmerzen umfassen.
Die echte Grippe (Influenza): Wenn es einen so richtig erwischt
Im Gegensatz zu Erkältung oder grippalem Infekt handelt es sich bei der echten Grippe (in der Medizin auch „Influenza“ genannt) um eine Erkrankung, die in der Regel von Influenzaviren (Typ A oder B) ausgelöst wird. Eine Grippe kann einen vergleichsweise schweren Verlauf nehmen und geht oft mit hohem Fieber, Schüttelfrost und einem stark ausgeprägten Krankheitsgefühl einher. Wer an einer Grippe erkrankt, fühlt sich häufig schlagartig sehr krank: Fieber bis zu 40°C, starker Husten, erhebliche Kopf- und Gliederschmerzen sowie ausgeprägte Mattigkeit sind keine Seltenheit. Zu den Symptomen zählen:
- plötzlicher Krankheitsbeginn
- hohes Fieber (oft über 38,5 °C, teils deutlich über 39 °C)
- starke Kopf- und Gliederschmerzen
- ausgeprägtes Krankheitsgefühl, oft mit Schüttelfrost
- trockener Reizhusten, teilweise sehr schmerzhaft
Die echte Grippe sollte nicht unterschätzt werden, da sie insbesondere für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen ernstzunehmende Komplikationen nach sich ziehen kann. In schweren Fällen können sogar Lungenentzündungen auftreten. Wer den Verdacht auf eine Grippe hat, sollte eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um mögliche Risiken abzuklären.
Im Januar und Februar sind Influenzaviren besonders stark verbreitet. Laut dem Robert Koch-Institut steigt die Influenza-Aktivität in diesen Monaten deutlich an. Die saisonale Grippewelle erstreckt sich durchschnittlich über 8 bis 10 Wochen, in manchen Jahren auch länger.
Wie unterscheidet man die Krankheitsbilder im Alltag?
In vielen Fällen kann nur eine ärztliche Diagnose wirklich Klarheit darüber geben, ob es sich um eine harmlose Erkältung oder um die echte Grippe (Influenza) handelt. Dennoch gibt es einige Anhaltspunkte, die Ihnen bei der groben Einordnung helfen können. So tritt eine Erkältung beziehungsweise ein grippaler Infekt häufig eher schleichend auf und macht sich zunächst durch ein Kribbeln in der Nase oder ein Kratzen im Hals bemerkbar. Im Gegensatz dazu beginnt eine Grippe meist schlagartig und äußert sich durch einen plötzlichen, heftigen Ausbruch der Symptome.
Auch beim Thema Fieber zeigen sich Unterschiede: Während Betroffene bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt eher nur eine leicht erhöhte Temperatur haben, geht eine Influenza oft mit hohem Fieber und Schüttelfrost einher. Darüber hinaus ist das allgemeine Befinden bei einer Erkältung zwar unangenehm, jedoch in der Regel nicht extrem beeinträchtigend. Eine Grippe hingegen führt oft zu einem starken Krankheitsgefühl, begleitet von ausgeprägter Mattigkeit und erheblichen Gliederschmerzen. Schließlich unterscheiden sich die beiden Infektionen auch im Verlauf: Eine Erkältung klingt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen spürbar ab, wohingegen eine Grippe je nach Schweregrad mehrere Wochen andauern kann.

Praktische Tipps zur Vorbeugung im Alltag
Gerade für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen oder schwachem Immunsystem lohnt es sich, die eigenen Abwehrkräfte zu unterstützen und auf bestimmte Gewohnheiten zu achten. Folgende Tipps können Ihnen helfen, Erkältungen und Grippeinfektionen möglichst zu vermeiden:
- Händewaschen: Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife.
- Nicht ins Gesicht fassen: Vermeiden Sie es, sich unnötig ins Gesicht zu fassen, insbesondere an Mund, Nase oder Augen.
- Abstand halten: Halten Sie Abstand zu Personen mit Erkältungssymptomen.
Ausreichend trinken: Viel Wasser und ungesüßte Tees halten Schleimhäute feucht, was dem Körper hilft, Krankheitserreger abzuwehren.
- Gesunde Ernährung: Eine abwechslungsreiche Kost mit viel Obst, Gemüse und hochwertigen Proteinen stärkt das Immunsystem. Gemüse wie Brokkoli, Paprika oder Grünkohl liefern unter anderem Vitamin C; Obst wie Beeren oder Zitrusfrüchte punktet mit vielen wichtigen Antioxidantien.
- Regelmäßige Bewegung: Moderate Aktivitäten wie Spaziergänge an der frischen Luft, leichte Gymnastik oder Radfahren fördern die Durchblutung und stärken die Abwehrkräfte. Achten Sie darauf, sich dabei nicht zu überfordern.
- Ausreichend Schlaf: Während des Schlafs regeneriert der Körper – gönnen Sie sich also etwa sieben bis acht Stunden Nachtruhe.
- Lüften: Besonders in der kalten Jahreszeit ist regelmäßiges Stoßlüften wichtig, um trockene Heizungsluft zu reduzieren.
- Grippeschutzimpfung: Älteren Menschen ab 60 Jahren wird laut Robert Koch-Institut (RKI) eine jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen. Sie kann das Risiko, schwer zu erkranken, deutlich reduzieren.
Wann Sie zum Arzt gehen sollten
Wenn Sie hohes Fieber haben, unter starkem Schwindel leiden oder zusätzliche Symptome wie Kurzatmigkeit auftreten, sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen. Weitere Warnzeichen für einen schweren Verlauf oder Komplikationen sind schnelles Atmen oder Luftnot, atemabhängige Schmerzen oder Engegefühl im Bereich der Brust oder des Bauchs, Verwirrung, Krampfanfälle, ausbleibender Toilettengang, starke Muskelschmerzen, starke innere Unruhe sowie eine Rückkehr der Symptome nach anfänglicher Besserung.
Grundsätzlich gilt: Warten Sie im Zweifelsfall nicht zu lange mit dem Arztbesuch. Bei Verdacht auf eine Grippe kann eine frühzeitige Abklärung helfen, Komplikationen zu vermeiden.
Quellen:
- Stiftung Gesundheitswissen: Grippe (Stand: 02.11.2022)
- RKI-Ratgeber: Influenza (Teil 1): Erkrankungen durch saisonale Influenzaviren (Stand: 19.01.2018)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Impfung, Abstand und Hygiene – so beugen Sie der Grippe vor (veröffentlicht: 10.01.2025)
- Infektionsschutz.de: Grippe (Influenza) (Stand: 23.04.2018)
- Bundesministerium für Gesundheit: Influenza (Grippe) (Stand: 12. Januar 2024)
Über den Autor
Volker Blasek ist Diplom-Redakteur mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Medizin. Mit über 3000 veröffentlichten Beiträgen in verschiedenen Medien ist er ein erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. In seiner Freizeit widmet er sich gerne seinem Garten und liebt es, neue Reiseziele zu erkunden.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.