Harnwegsinfektionen

Harnwegsinfektionen im Blick:

Wer ist besonders gefährdet und was hilft?

Bei Harnwegsinfektionen (HWI) handelt es sich meist um Infektionen der unteren Harnwege, also der Harnröhre und der Blase. In einigen Fällen können diese Infektionen sogar bis zu den Nieren aufsteigen. Insbesondere während der kalten Wintermonate häufen sich Berichte über Harnwegsinfektionen. In diesem Artikel erfahren Sie, worauf Sie achten sollten und wie Sie mithilfe von einfachen Maßnahmen im Alltag Beschwerden vorbeugen können.

 

Wer ist besonders gefährdet?

Frauen leiden deutlich häufiger unter Harnwegsinfektionen als Männer. Der Grund dafür liegt in ihrer Anatomie: Die weibliche Harnröhre ist kürzer und befindet sich näher am Analbereich. Krankheitserreger (meist Bakterien wie Escherichia coli) können dadurch leichter in die Harnblase gelangen. Zudem können hormonelle Veränderungen, etwa in den Wechseljahren, das Scheidenmilieu beeinflussen, was die natürliche Abwehr gegen Keime schwächt. Frauen ab 50 sind daher häufig noch stärker gefährdet, da Östrogenmangel eine veränderte Schleimhaut begünstigen kann.

 

Ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem

Im Alter verlangsamen sich viele Stoffwechselprozesse, und die Immunabwehr arbeitet nicht mehr so effektiv wie in jungen Jahren. Menschen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes), eingeschränkter Mobilität oder einem geschwächten Immunsystem neigen ebenfalls eher zu Harnwegsinfektionen. Auch wer eine Dauerkatheterisierung benötigt, hat ein erhöhtes Risiko, da der Katheter Keimen den Zugang zu den Harnwegen erleichtern kann.

 

Männer mit Prostatabeschwerden

Zwar sind Männer insgesamt seltener von Harnwegsinfektionen betroffen, doch wenn sie auftreten, können Prostatabeschwerden eine Rolle spielen. Eine vergrößerte Prostata kann den Harnfluss behindern und so dazu führen, dass Bakterien länger in der Blase verweilen.

 

Wie macht sich eine Blasenentzündung bemerkbar?

Typische Anzeichen für eine Blasenentzündung sind ein häufiger, teils dringender Harndrang mit nur geringen Urinmengen, begleitet von Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen. Viele Betroffene verspüren zudem ein Druck- oder Schmerzgefühl im Unterbauch. In manchen Fällen kann der Urin getrübt sein oder sogar Blut enthalten. Treten zusätzlich Fieber, Schüttelfrost oder Rückenschmerzen auf, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass sich die Infektion weiter ausgebreitet hat und unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte.

 

Warum treten Harnwegsinfektionen häufiger im Winter auf?

Viele Menschen berichten, dass sie gerade in der kalten Jahreszeit vermehrt mit Blasenentzündungen oder anderen HWI zu kämpfen haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen zieht sich bei niedrigen Temperaturen der Körper tendenziell stärker zusammen, um Wärme zu speichern. Dies betrifft auch die Blutgefäße, wodurch die Durchblutung der unteren Körperregion abnehmen kann. Eine schlechtere Durchblutung bedeutet, dass Schleimhäute weniger gut versorgt werden und Erreger schneller Fuß fassen können.

Zum anderen verspüren viele Personen im Winter weniger Durst. Wer zu wenig trinkt, spült Bakterien nicht regelmäßig aus der Blase. Die Keime können sich dann leichter vermehren und eine Infektion auslösen. Darüber hinaus begünstigen Kälte und Feuchtigkeit das Auskühlen des Körpers, was das Immunsystem schwächen und Harnwegsinfektionen begünstigen kann. Hinzu kommt, dass im Winter mehr Menschen unter Vitamin-D-Mangel leiden und sich weniger bewegen. Das Immunsystem kann dadurch weniger leistungsfähig sein, sodass Krankheitserreger leichteres Spiel haben.

 

Wie kommt es zu wiederkehrenden Harnwegsinfektionen?

Einige Betroffene erleben immer wieder Blasenentzündungen, oftmals schon kurz nach Abklingen der letzten Infektion. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Unvollständige Ausheilung: Wird ein Antibiotikum zu früh abgesetzt oder bleibt eine Infektion unerkannt bestehen, können Bakterien in der Blase verbleiben und rasch wieder aufflammen.
  • Anatomische Besonderheiten: Bei manchen Menschen begünstigen anatomische Abweichungen das Aufsteigen von Keimen.
  • Geschwächte Schutzbarriere: Eine dauerhaft gereizte oder entzündete Blasenschleimhaut kann dazu führen, dass sich Erreger leichter anhaften.
  • Hormonelle Schwankungen: Besonders in und nach den Wechseljahren ist das Scheidenmilieu oft weniger sauer, und die natürliche Barriere gegen Keime wird geschwächt.
  • Resistente Keime: Die Ursache für wiederkehrende Blasenentzündungen können resistente Keime sein, die die Blase befallen haben und nicht auf eine Antibiotika-Behandlung anspringen. 

Gerade wiederkehrende Harnwegsinfektionen sollten ärztlich abgeklärt werden, um mögliche Grunderkrankungen auszuschließen und sinnvolle Präventionsmaßnahmen zu finden.

Vorbeugende Maßnahmen

Vorbeugende Maßnahmen

Um Harnwegsinfektionen vorzubeugen, sind vor allem vier Punkte wichtig: Erstens sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, idealerweise 1,5 bis 2 Liter pro Tag an Wasser oder ungesüßtem Tee, damit die Harnwege regelmäßig durchgespült werden. Zweitens spielen auch richtige Toilettengewohnheiten eine Rolle. Bei der Benutzung von Toilettenpapier sollte immer von vorne nach hinten abgewischt werden, damit die Bakterien nicht in die Harnröhre gelangen können. Drittens hilft es, gerade im Winter warme Kleidung zu tragen und sich vor Kälte und Nässe zu schützen, um das Infektionsrisiko zu senken. Viertens ist es ratsam, bei der Intimhygiene auf milde oder pH-neutrale Produkte zu setzen, da übertriebene Reinigungsmaßnahmen mit aggressiven Seifen das natürliche Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen und Infektionen begünstigen können.

 

Was hilft bei einer akuten Harnwegsinfektion? 

Bei einer akuten HWI ist es zunächst wichtig, viel zu trinken – idealerweise Wasser und ungesüßte Tees. So werden die Bakterien schneller aus der Blase gespült. Gegen Schmerzen und krampfartige Beschwerden können Wärmeauflagen, zum Beispiel eine Wärmflasche, wohltuend sein. Ruhen Sie sich aus, um das Immunsystem zu entlasten. Je nach Schweregrad der Symptome empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen; häufig wird eine kurzzeitige Antibiotikatherapie verordnet. Bei leichten Beschwerden können auch pflanzliche Präparate oder D-Mannose eine ergänzende Unterstützung bieten.

 

Multiresistente Keime: Ein wachsendes Problem

In den letzten Jahren nehmen Infektionen durch multiresistente Keime (z. B. MRSA oder ESBL-bildende Bakterien) weltweit zu. Das bedeutet, dass bestimmte Bakterienstämme gegen gleich mehrere Antibiotika unempfindlich geworden sind. Bei einem Harnwegsinfekt kann eine solche Resistenz die Behandlung erheblich erschweren, da herkömmliche Antibiotika nicht oder nur unzureichend wirken.

Gerade ältere Menschen und Personen, die häufig Antibiotika einnehmen mussten oder mit Dauerkathetern leben, sind anfälliger für Infektionen mit multiresistenten Erregern. Umso wichtiger ist es, Antibiotika nur bei tatsächlicher Notwendigkeit und unter ärztlicher Aufsicht einzusetzen. Bei hartnäckigen oder wiederkehrenden Infektionen sollte stets untersucht werden, ob eine Resistenz vorliegt, um die Therapie passgenau anpassen zu können.

 

Wann ist ärztlicher Rat gefragt?

Bei starken, anhaltenden Schmerzen oder wenn die Beschwerden trotz Hausmitteln zunehmen oder hohes Fieber und Rückenschmerzen auftreten, kann eine Nierenbeckenentzündung vorliegen. In diesem Fall sollten Sie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wer mehrfach im Jahr an Blasenentzündungen leidet, sollte ebenfalls eine medizinische Abklärung durchführen lassen. Menschen mit Diabetes oder einem geschwächten Immunsystem sollten frühzeitig einen Arztbesuch einplanen, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern.

 

Quellen:

 

Über den Autor
Volker Blasek ist Diplom-Redakteur mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Medizin. Mit über 3000 veröffentlichten Beiträgen in verschiedenen Medien ist er ein erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. In seiner Freizeit widmet er sich gerne seinem Garten und liebt es, neue Reiseziele zu erkunden.


Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.