
Hausstaub:
Ein gesundheitliches Problem?
Hausstaub fällt uns vor allem dann auf, wenn wir regelmäßig putzen: Kaum wischt man eine Fläche ab, sind Möbel und Regale nach ein paar Tagen bereits wieder grau. Doch die feinen Partikel sind weit mehr als ein bloßes Ärgernis für die Augen. Hinter dem Begriff „Hausstaub“ verbirgt sich eine komplexe Mischung verschiedener Substanzen, die empfindlichen Menschen oder bei hoher Konzentration teils ernste gesundheitliche Probleme bereiten können.
Wie entsteht Hausstaub und was steckt dahinter?
Staub in Innenräumen setzt sich aus Partikeln zusammen, die sowohl von außen hereingetragen als auch im Haushalt selbst freigesetzt werden. Zu den externen Quellen gehören Pollen, Reifenabrieb, Sand, Rußpartikel aus Verkehr und Industrie. Sie gelangen durch geöffnete Fenster, Türen oder an Schuhen in die Wohnräume. Im Inneren sorgen Hautschuppen von Menschen und Tieren, Haare, Fasern aus Textilien, Abrieb von Möbeln oder gar Tonerstaub von Druckern für eine stetige Nachproduktion. Manches davon ist harmlos, anderes kann allergische Reaktionen auslösen oder gefährliche Schadstoffe wie Schwermetalle und sogenannte PFAS (Per- und polyfluoralkylierte Substanzen) enthalten, die sich an Staubpartikel anheften.
Viele Alltagsgegenstände sind mit PFAS oder Weichmachern (Phthalate) versetzt, um sie schmutz- oder wasserabweisend zu machen. Diese Stoffe werden nur sehr langsam abgebaut und können sich daher im Staub anreichern. Eine langfristige Belastung kann dem Immunsystem oder einzelnen Organen schaden, insbesondere wenn man beim Putzen, Aufwirbeln oder schlicht durchs Einatmen eng damit in Kontakt kommt. Neben Chemikalien finden sich im Hausstaub häufig auch Mikroorganismen, Pilzsporen oder Bakterien, die bei hoher Konzentration die Atemwege reizen können. Für Allergikerinnen und Allergiker sind vor allem die Ausscheidungen von Hausstaubmilben ein Thema, die besonders in Matratzen, Teppichen und Polstermöbeln gedeihen.
Gesundheitliche Risiken: Allergien, Asthma und Schadstoffe
Eine Hausstauballergie macht sich oft das ganze Jahr bemerkbar und ist daran zu erkennen, dass Symptome wie Niesattacken, eine verstopfte oder laufende Nase und juckende Augen vor allem am Morgen und beim Bettenmachen stärker auftreten. Viele Betroffene werden nachts zusätzlich durch Husten oder Atemnot geplagt. Der Grund dafür liegt darin, dass Hausstaubmilben es warm und feucht mögen und sich gerne in Betten tummeln. Unbehandelt kann eine solche Allergie langfristig die Entwicklung von Asthma begünstigen.
Abseits von Allergenen kann Staub auch giftige Substanzen wie Schwermetalle oder persistente Chemikalien enthalten. PFAS und Flammschutzmittel beispielsweise lassen sich häufig in Teppichen, Bodenbelägen oder elektronischen Geräten nachweisen. So zeigte eine Untersuchung im Fachjournal „Current Environmental Health Reports“, dass PFAS im Hausstaub sowohl aus Möbeln, Bodenbelägen als auch aus Reinigungs- und Industrieprodukten stammen und sich besonders in Räumen mit starker Nutzung (z. B. Kindertagesstätten, Arbeitsplätze) ansammeln.
Wer empfindlich ist oder bereits unter Atemwegserkrankungen leidet, kann durch die Belastung zusätzlich beeinträchtigt werden. Die Konzentration dieser Stoffe ist in den meisten Haushalten nicht bedrohlich, steigt jedoch in schlecht gelüfteten oder stark belasteten Wohnungen eventuell auf ein kritisches Niveau.

Hausstauballergie erkennen und wirksam behandeln
Die Diagnose einer Hausstauballergie erfolgt in der Regel über ein ausführliches Gespräch mit ärztlichem Personal, ergänzt durch spezielle Tests wie Prick-Test oder Blutuntersuchungen. Bei Bedarf wird ein Provokationstest durchgeführt, um die Reaktion auf bestimmte Allergen-Extrakte zu prüfen. Bestätigt sich die Vermutung, lassen sich mildernde Maßnahmen ergreifen: Häufig werden Antihistaminika, Nasensprays oder kortisonhaltige Präparate verschrieben. Eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) kann über mehrere Jahre hinweg die Überreaktion auf das Allergen langsam reduzieren und damit die Lebensqualität langfristig verbessern.
Praktische Tipps zur Reduzierung von Hausstaub
- Raumhygiene und regelmäßiges Lüften: Gründliches Stoßlüften mehrmals am Tag reduziert die Feuchtigkeit und sorgt dafür, dass Staubpartikel und eventuelle Schadstoffe schneller nach draußen gelangen. Kipplüften über viele Stunden erhöht dagegen eher den Eintrag von Außenstaub und Pollen.
- Richtig reinigen und textiles Inventar minimieren: Feuchtes Staubwischen bindet die Partikel zuverlässig, während trockenes Abstauben oft nur aufwirbelt. Verwenden Sie ein Mikrofasertuch oder nebelfeuchtes Tuch. Teppichböden oder unnötige Deko-Stoffe sind wahre Staubfänger – wer empfindlich ist, sollte lieber glatte Böden und leicht zu waschende Vorhänge nutzen.
Mit Encasing & Co. zur milbenarmen Zone
Wer eindeutig an einer Milbenallergie leidet, kann seine Schlafumgebung gezielt optimieren. Spezielle milbendichte Bezüge (Encasings) verhindern den direkten Kontakt mit den Allergieauslösern in Matratzen und Kissen. Bettwäsche sollte regelmäßig bei mindestens 60 °C gewaschen werden, um Milbenpopulationen zu dezimieren. Auch das Absaugen der Matratze mit einem Staubsauger, der einen HEPA-Filter besitzt, kann helfen. Zudem lohnt sich ein Blick auf potenzielle Chemikalienquellen: Beim Neukauf von Möbeln, Teppichen oder Farben können Sie Produkte bevorzugen, die auf Umweltzeichen wie dem „Blauen Engel“ setzen, um die Schadstoffbelastung zu verringern.
Fazit: Hausstaub im Griff – für ein gesünderes Wohnumfeld
Hausstaub lässt sich niemals komplett eliminieren, denn er ist ein natürlicher Bestandteil unserer Wohnumgebung. Dennoch kann es gelingen, die Staub- und Schadstoffbelastung auf ein unbedenkliches Maß zu reduzieren – insbesondere wenn man empfindlich reagiert oder bereits unter Atemwegsproblemen leidet. Regelmäßiges feuchtes Putzen, der Einsatz von Staubsaugern mit HEPA-Filtern, eine angepasste Raumtemperatur und -feuchtigkeit sowie eine bewusste Produktwahl beim Einrichten sind wirksame Hebel. Wer die Allergiesymptome vorbeugend im Blick hat oder sich beim Verdacht auf eine Hausstauballergie rechtzeitig testen lässt, erhält obendrein mehr Sicherheit und kann gezielt gegensteuern. So bleibt das Zuhause frei von übermäßigem Staub – und Sie können tief durchatmen.
Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit: Hausstauballergie (Stand: 27.05.2024)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Hausstauballergie (Stand: 12.07.2023)
- Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK): Hausstaub – Gesundheitsrisiko? (Abruf: 10.02.2025)
- Yale School of Public Health: Study identifies potentially harmful substances in household dust (veröffentlicht: 03.02.2022)
- Tina Savvaides, Jeremy P. Koelmel, Krystal J. Godri Pollitt, et al.: Prevalence and Implications of Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) in Settled Dust; in: Current Environmental Health Reports (2022)
- American Lung Association: Dust & Indoor Air Quality Briefing (Abruf: 10.02.2025)
Über den Autor
Volker Blasek ist Diplom-Redakteur mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Medizin. Mit über 3000 veröffentlichten Beiträgen in verschiedenen Medien ist er ein erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. In seiner Freizeit widmet er sich gerne seinem Garten und liebt es, neue Reiseziele zu erkunden.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.