Mann hält seine Hände an die Brust

Was ist Homocystein? 

Bedeutung und gesundheitliche Auswirkungen

Homocystein ist eine Aminosäure, die als Zwischenprodukt im Stoffwechsel des menschlichen Körpers vorkommt. Sie entsteht beim Abbau von Proteinen und kann bei zu hoher Konzentration im Blut ein Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen sein.

Hohe Homocysteinwerte sind besonders mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und auch Schwangerschaftskomplikationen verbunden. Doch wie genau entsteht Homocystein, was sind die Normalwerte und welche Maßnahmen können helfen, erhöhte Homocysteinspiegel zu senken? Dieser Artikel gibt Ihnen eine umfassende Übersicht.

Wie entsteht Homocystein im menschlichen Körper?

Homocystein entsteht, wenn die Aminosäure Methionin, die in vielen Proteinen vorkommt, im Körper abgebaut wird. Dabei wird Methionin zuerst in S-Adenosylmethionin (SAM) umgewandelt, welches wichtige Methylgruppen für biochemische Prozesse liefert. Anschließend wird SAM zu S-Adenosylhomocystein (SAH) und schließlich zu Homocystein abgebaut.

Homocystein kann auf zwei Wegen weiterverarbeitet werden:

  • Remethylierung: Homocystein wird durch die Remethylierung wieder in Methionin umgewandelt. Dieser Prozess erfordert Folsäure und Vitamin B12 als Kofaktoren.
     
  • Transsulfurierung: Homocystein wird durch Transsulfurierung zu Cystein umgewandelt, wobei Vitamin B6 eine zentrale Rolle spielt.

Störungen in diesen Stoffwechselwegen oder ein Mangel an Folsäure, Vitamin B12 oder Vitamin B6 können dazu führen, dass sich Homocystein im Blut ansammelt und damit gesundheitliche Risiken birgt.

Normalwerte für Homocystein im Blut

Die Homocystein-Werte im Blut werden in Mikromol pro Liter (µmol/L) gemessen. Die Normalwerte liegen etwa bei 5,5 bis 8,0 µmol/L. Je nach Alter und Geschlecht kann der Referenzbereich leicht variieren:

  • Leicht erhöht: 8,1-10,0 µmol/L
  • Mäßig erhöht: 10,1-15,0 µmol/L
  • Stark erhöht: über 15,0 µmol/L

Erhöhte Werte, die als Hyperhomocysteinämie bezeichnet werden, können durch genetische Faktoren, eine unausgewogene Ernährung, Vitaminmangel, Rauchen oder bestimmte Erkrankungen wie Nierenerkrankungen verursacht werde

Auswirkungen eines erhöhten Homocysteinspiegels

Ein zu hoher Homocysteinspiegel kann erhebliche gesundheitliche Risiken bergen, da er auf verschiedene Weise negativ auf den Körper einwirkt:

  • Gefäßwandschädigung: Hohe Homocysteinwerte fördern oxidativen Stress und Entzündungen in den Gefäßwänden, was die Blutgefäße schädigt und zur Entstehung von Arteriosklerose führen kann. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
     
  • Erhöhtes Thromboserisiko: Homocystein fördert die Blutgerinnung und erhöht damit das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen). Dies kann potenziell zu lebensbedrohlichen Embolien führen.
     
  • Auswirkungen auf das Nervensystem: Hohe Homocysteinspiegel stehen in Verbindung mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz. Man geht davon aus, dass Homocystein oxidativen Stress im Gehirn verstärkt und so die Nervenzellen beeinträchtigt.
     
  • Schwangerschaftskomplikationen: Bei Schwangeren kann ein erhöhter Homocysteinwert zu Komplikationen wie Präeklampsie und Fehlgeburten führen, da Homocystein die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigt und damit die Sauerstoffversorgung des Fötus.
Weiße Schale mit grünem Blattgemüse

Therapeutische Maßnahmen zur Senkung von Homocystein

Um das Risiko gesundheitlicher Folgen zu minimieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, erhöhte Homocysteinspiegel zu senken. Dazu zählen insbesondere Ernährungsanpassungen, Vitamin-Supplemente und Lebensstiländerungen.

1. Ernährung anpassen
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 ist entscheidend für den Homocysteinabbau. Besonders grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Fisch enthalten diese wichtigen Vitamine und unterstützen den Homocystein-Stoffwechsel.

2. Vitamin-Supplemente
Ernährungsbedingt können einige Menschen dennoch Schwierigkeiten haben, ausreichende Mengen der B-Vitamine aufzunehmen. In diesen Fällen können Nahrungsergänzungsmittel helfen. Studien zeigen, dass Vitaminpräparate mit Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 die Homocysteinwerte effektiv senken können.

3. Lebensstiländerungen
Neben der Ernährung können Lebensstiländerungen helfen, den Homocysteinspiegel zu regulieren:

  • Rauchen vermeiden: Rauchen steigert den oxidativen Stress und erhöht den Homocysteinspiegel.
  • Alkoholkonsum einschränken: Hoher Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf den Homocysteinmetabolismus aus.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität unterstützt die Gefäßgesundheit und kann Homocysteinwerte stabilisieren.

4. Regelmäßige Kontrolle
Für Personen mit erhöhtem Risiko, wie ältere Menschen oder Menschen mit genetischen Veranlagungen, empfiehlt es sich, den Homocysteinspiegel regelmäßig durch Blutuntersuchungen zu kontrollieren. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen und das Risiko schwerwiegender Folgeerkrankungen zu senken.

Fazit

Homocystein ist eine Aminosäure, die im menschlichen Körper entsteht und in erhöhten Konzentrationen ein Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen sein kann. Hohe Homocysteinwerte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerative Krankheiten und Schwangerschaftskomplikationen. Durch eine gezielte Anpassung der Ernährung, Vitamin-Supplemente und gesunde Lebensgewohnheiten kann der Homocysteinspiegel gesenkt und somit das Risiko dieser Erkrankungen reduziert werden. (wm)



Quellen und weiterführende Informationen

Grundlagen und Entstehung von Homocystein

  • Lentz, S. R. (2005). Mechanisms of homocysteine-induced atherothrombosis. Journal of Thrombosis and Haemostasis, 3(8), 1646-1654
     
  • Refsum, H., Ueland, P. M., Nygård, O., & Vollset, S. E. (1998). Homocysteine and cardiovascular disease. Annual Review of Medicine, 49(1), 31-62.

Normwerte und Interpretationen

  • Jacobsen, D. W. (1998). Homocysteine and vitamins in cardiovascular disease. Clinical Chemistry, 44(8), 1833-1843
     
  • Refence ranges for homocysteine: LabCorp and Quest Diagnostics offer standardized ranges for clinical laboratory values, including homocysteine.

Auswirkungen auf den menschlichen Körper

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  • Smith, A. D., Refsum, H. (2016). Homocysteine, B vitamins, and cognitive impairment. Annual Review of Nutrition, 36, 211-239
     
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Therapeutische Optionen

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Lebensstiländerungen und Prävention

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  • Loria, C. M., & Liu, K. (1999). Smoking and Homocysteine. Circulation, 99(21), 2777-2780

Regelmäßige Kontrolle und Präventivmedizin

  • Clarke, R., & Armitage, J. (2000). Vitamin supplements and cardiovascular risk: review of the randomized trials of homocysteine-lowering vitamin supplements. Seminars in Thrombosis and Hemostasis, 26(3), 341-348
     
  • Selhub, J., Jacques, P. F., Bostom, A. G., D’Agostino, R. B., Wilson, P. W. F., & Rosenberg, I. H. (1999). Association between plasma homocysteine concentrations and extracranial carotid-artery stenosis. New England Journal of Medicine, 341(22), 1552-1559.

 

Über den Autor
Dr. Dr. med. Winfried Miller ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren. Daneben ist er seit über 35 Jahren regelmäßig als Medizin-/Wissenschaftsjournalist tätig. Seit 2017 ist er außerdem bei CHANNEL21 als Experte zu sehen und präsentiert innerhalb der Formate Vitatop und Gesundheitscheck hochwertige Nahrungsergänzungsmittel, zertifizierte Medizinprodukte sowie weitere Produkte zur Unterstützung Ihrer Gesundheit.


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