
10 Winter-Mythen auf dem Prüfstand:
Was stimmt wirklich und was nicht?
Wenn es draußen kalt, nass und dunkel ist, häufen sich die Ratschläge und Weisheiten, wie man sich am besten vor Erkältungen schützt oder den Körper warmhält. Dabei ist nicht alles, was einem in der kalten Jahreszeit erzählt wird, wirklich korrekt. Dieser Artikel beleuchtet einige gängige Winter-Mythen, trennt Fakten von Fiktion und liefert hilfreiche Tipps.
1. „Man wird krank, wenn man mit nassen Haaren rausgeht“
Das ist ein Mythos. Eine Erkältung entsteht durch Viren, nicht durch kalte oder nasse Haare. Zwar kann Kälte das Immunsystem etwas schwächen, doch allein nasse Haare sind nicht der direkte Auslöser für Schnupfen oder Husten. Tatsächlich werden Erkältungsviren meist durch Tröpfcheninfektion übertragen – zum Beispiel, wenn jemand hustet oder niest und man sich in unmittelbarer Nähe befindet.
Praxistipp: Achten Sie lieber auf regelmäßiges Händewaschen, fassen Sie sich mit der Hand nicht ins Gesicht und halten Sie ausreichend Abstand zu erkrankten Personen.
2. „Bei Kälte erkältet man sich schneller“
Teils Mythos, teils Wahrheit. Kälte an sich verursacht keine Erkältung. Ein grippaler Infekt ist immer auf Viren zurückzuführen. Allerdings kann Unterkühlung die körpereigene Abwehr schwächen. Wer also lange friert, gibt Krankheitserregern eventuell ein leichteres Spiel.
Praxistipp: Draußen frieren ist unangenehm und kann das Immunsystem belasten. Sorgen Sie für warme Kleidung und bleiben Sie nicht unnötig lange in klirrender Kälte stehen. Gleichzeitig ist regelmäßiges Lüften in beheizten Räumen wichtig, denn trockene Heizungsluft begünstigt das Austrocknen der Schleimhäute, was Erkältungsviren in Innenräumen einen Vorteil verschafft.
3. „Über den Kopf verliert man am meisten Wärme“
Das ist überwiegend ein Mythos. Man verliert grundsätzlich über jede unbedeckte Körperstelle Wärme – der Kopf macht da keine besondere Ausnahme. Allerdings ist es sinnvoll, eine Mütze zu tragen, wenn man sich lange im Freien aufhält, denn Gesicht und Ohren sind häufig ungeschützt der Kälte ausgesetzt.
Praxistipp: Schützen Sie vor allem die Körperstellen, an denen Sie schnell auskühlen – das können Kopf, Hände oder Füße sein. Bei Schnee und Matsch helfen wasserdichte Schuhe und Handschuhe, damit die Extremitäten warm bleiben und Sie sich rundum wohlfühlen.
4. „Vitamin C verhindert Erkältungen“
Trotz zahlreicher Studien gibt es keinen eindeutigen Beweis dafür, dass Vitamin C Erkältungen wirklich vorbeugt. Eine ausgewogene Vitaminzufuhr ist grundsätzlich sinnvoll, doch hochdosiertes Vitamin C zeigt laut Forschung bestenfalls minimale Effekte auf die Häufigkeit oder Dauer einer Erkältung.
Praxistipp: Essen Sie viel frisches Obst und Gemüse – das liefert Ihnen neben Vitamin C auch Ballaststoffe und andere Nährstoffe. Für eine verlässliche Erkältungsprävention sind hingegen regelmäßiges Händewaschen, ausreichender Schlaf und ein gutes Stressmanagement entscheidender Faktoren.
5. „Fieber aushungern, Erkältung durch Essen bekämpfen“
Das alte englische Sprichwort „Starve a fever, feed a cold“ hat keinen wissenschaftlichen Hintergrund. Bei Fieber und Erkältung braucht der Körper Energie und vor allem Flüssigkeit. Haben Sie keinen Appetit, ist das nicht schlimm, solange Sie genug trinken. Bessert sich der Appetit von selbst, kann eine leichte, nährstoffreiche Kost die Genesung unterstützen.
Praxistipp: Trinken Sie reichlich Wasser oder ungesüßten Tee, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei Bedarf können Suppen und Eintöpfe helfen, die Mineralstoffe aufzufüllen.

6. „Alkohol wärmt von innen“
Ein weitverbreiteter Mythos: Alkohol weitet die Blutgefäße in der Haut, sodass man sich kurzfristig wärmer fühlt. Tatsächlich verliert der Körper dadurch aber schneller Wärme. Wer in klirrender Kälte Alkohol trinkt, kühlt am Ende stärker aus – ganz zu schweigen von der eingeschränkten Urteilsfähigkeit unter Alkoholeinfluss.
Praxistipp: Auf heiße Tees oder Brühen zurückzugreifen, ist gesünder und hält länger warm. Alkoholische Heißgetränke wie Glühwein sollten allenfalls in Maßen genossen werden.
7. „Warme Kleidung verhindert, dass ich krank werde“
Nur halb richtig. Natürlich beugt warme Kleidung einer Auskühlung vor und entlastet damit das Immunsystem. Allerdings kann noch so dickes Anziehen nicht verhindern, dass ein Grippe- oder Erkältungsvirus den Weg in unseren Körper findet. Viren werden durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt übertragen – ob man friert oder nicht, ist dabei nur ein Nebenaspekt.
Praxistipp: Achten Sie beim Winterspaziergang auf isolierende Kleidung. Mehrere dünne Schichten (Zwiebellook) können sinnvoll sein, damit Sie einzelne Lagen ausziehen können, wenn Sie sich zum Beispiel beim Gehen aufwärmen.
8. „Saunagänge helfen bei Erkältung“
Ein Mythos, wenn Sie bereits krank sind. Bei Fieber oder akuter Erkältung kann ein Saunabesuch den Kreislauf belasten und den Körper zusätzlich stressen. Als Vorbeugungsmaßnahme dagegen ist regelmäßiges Saunieren durchaus empfehlenswert, da es den Kreislauf trainieren und die Abwehrkräfte stärken kann – nur sollte man dies tun, solange man noch gesund ist.
Praxistipp: Wenn eine Erkältung im Anflug ist oder Sie bereits krank sind, verzichten Sie besser auf heiße Saunagänge. Erst wenn Sie wieder komplett fit sind, kann die Sauna Ihren Körper stärken.
9. „Bei Kälte hat man automatisch mehr Hunger“
Das stimmt zum Teil. Der Körper braucht Energie, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, und das kann im Winter anstrengender sein als im Sommer. Bei Minusgraden oder sehr kaltem Wind ist es nicht ungewöhnlich, etwas größeren Appetit zu haben.
Praxistipp: Nutzen Sie diesen Appetitvorteil, um sich mit gesunden und wärmenden Speisen zu versorgen – etwa mit Gemüsesuppen, Eintöpfen oder Aufläufen. Gleichzeitig sollten Sie auf eine ausgewogene Kost achten und sich nicht nur kalorienreich und süß ernähren.
10. „Sport in der Kälte verbrennt mehr Kalorien“
So pauschal nicht korrekt. Zwar steigert unser Körper im Kalten den Energieumsatz durch Zittern und Warmhalten, aber sobald Sie sich aktiv bewegen, kommt der Großteil der Wärme ohnehin aus der Muskelarbeit. Wer joggt, verbrennt in der Regel eine vergleichbare Menge Kalorien, egal ob bei 5 °C oder 15 °C.
Praxistipp: Im Winter kann Sport dennoch herausfordernder sein. Passen Sie sich an die Temperaturen an, tragen Sie Funktionskleidung und atmen Sie bei sehr kalter Luft möglichst durch die Nase, um die Schleimhäute zu schonen.
Fazit: Was hilft wirklich, um gut durch den Winter zu kommen?
- Hygiene: Häufiges Händewaschen und Abstandhalten bei Erkältungswellen helfen am besten gegen Viren.
- Ausreichend Schlaf und wenig Stress: Ein ausgeruhter Körper wehrt Infekte besser ab.
- Wärmende Kleidung: Zwar schützt sie nicht vor Viren, aber ein warmgehaltener Körper ist weniger anfällig für Infekte.
- Ausgewogene Ernährung: Viel Gemüse, Obst und ausreichend Eiweiß unterstützen das Immunsystem langfristig.
- Genügend Flüssigkeit: Trinken Sie reichlich Wasser oder ungesüßten Tee – das hält die Schleimhäute feucht und spült potenzielle Eindringlinge aus.
Lassen Sie sich von populären Weisheiten nicht verunsichern: Nasse Haare allein verursachen keine Erkältung, und ein hoch dosierter Vitamincocktail wird Sie nicht automatisch gesund halten. Wer jedoch ein paar einfache Verhaltensregeln beachtet, vernünftig mit Kälte umgeht und sich um ein starkes Immunsystem kümmert, hat gute Chancen, den Winter ohne unnötige Infekte zu überstehen.
Quellen:
- University of Rochester Medical Center: Myths and Tips About Dressing for Winter (Abruf: 09.02.2025)
- Brown University Health: The Common Cold: Facts, Myths, Causes and Treatment (veröffentlicht: 16.02.2023)
- University of Utah Health: Debunking Common Winter Health Myths (veröffentlicht: 12.12.2024)
- Mayo Clinic Q and A: Myths about catching a cold (veröffentlicht: 10.02.2022)
Über den Autor
Volker Blasek ist Diplom-Redakteur mit den Themenschwerpunkten Gesundheit und Medizin. Mit über 3000 veröffentlichten Beiträgen in verschiedenen Medien ist er ein erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. In seiner Freizeit widmet er sich gerne seinem Garten und liebt es, neue Reiseziele zu erkunden.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.